Wir verlassen den Tasman National Park und die Halb-Insel, auf der Port Arthur liegt, recht früh und fahren mal wieder zurück nach Hobart. An Hobart vorbei Richtung Süden, unser Ziel für diesen Tag, der Tahune Airwalk. Die Strecke verläuft landschaftlich reizvoll entlang des Huon River (gleichnamig wie die einheimische Pinienart) und die letzten 12 Kilometer sind eine schmale, gewundene, asphaltierte Sackgasse.
Beim Tahune Airwalk angekommen bieten sich verschiedene Möglichkeiten, von der Segway Tour über die Mountainbike-Strecke bis zum Gleitschirmflieger ist für jeden etwas dabei. Unser Augenmerk lag auf dem Airwalk, einer riesigen Stahlkonstruktion um „über“ den Baumgipfeln durch den Regenwald zu spazieren. Höhepunkt war eine Plattform von der man einen tollen Blick aufs Gebirge und die ineinander mündenden Flüsse Huon- und Piction River hat. Anschließend sind wir noch einen kleinen Bushwalk mit zwei Hängebrücken über eben jene Flüsse gelaufen.
Überall in Australien gibt es solche Airwalks, dieser war sicher nicht der Größte oder Höchste, aber in Kombination mit den anderen Attraktionen die Reise wert und für uns eine gute Gelegenheit gewesen mal den Süden von Hobart zu erkunden. Anschließend ging es zurück Richtung Norden.
Unterwegs sind wir an einer Vielzahl kleiner Verkaufsstände für frisches Obst vorbei gekommen, auch wir haben uns mit Himbeeren und Aprikosen für weit weniger als im Supermarkt eingedeckt. Einen weiteren Zwischenstopp haben wir beim The Apple Shed gemacht, einer Eventkneipe welche ihren eigenen Apfelschaumwein herstellt. Mit einer Kostprobe im Gepäck ging es dann weiter zu unserem Nachtlager dem Snug Beach Cabin & Caravan Park.
Der nächste Morgen startet etwas bewölkt. Vom Wetter unbeeindruckt machen wir uns auf zum Gordon River Dam. Die Straße zum Damm, auch Strathgordon Road genannt, ist die einzige Straße im Südosten Tasmaniens und gleichzeitig größter Eingriff von Menschenhand in die zusammen fast 10.500 km² großen Nationalparks Southwest-Nationalpark und Franklin-Gordon-Wild-Rivers-Nationalpark. Mehr zufällig lese ich irgendwo, dass es 50 km vor dem Dam die letzte Tankmöglichkeit gibt und man auf jeden Fall darauf achten soll ausreichend Benzin mitzuführen.
Mit halbvollem Tank fahren wir los und nach anderthalb Stunden hat es sich ordentlich eingeregnet. In Maydena machen wir kurz Pause und mir fällt wieder ein, dass dies der letzte Ort mit Tankmöglichkeit ist. Ein Blick auf die Tankanzeige verrät, der Vorrat reicht noch für etwa 75 Kilometer, bei Fahrt aus dem Ort ein Mobil Schild jedoch keine Tanksäule weit und breit zu sehen. Ein Blick in den Atlas verrät, dass noch eine größere Ortschaft vor dem Dam kommt. Die nächste Stunde fahren wir weiter im Regen zum Damm, entsprechend leer ist die Straße. Die Ortschaft aus dem Atlas wurde „entsiedelt“, nur noch Straßen und verwilderte Grünflächen. Kein Haus und erst recht keine Tankstelle. Uns kommen in der ganzen Zeit nur drei Fahrzeuge entgegen und eines überholte uns. Nach 48km erreichen wir den Gordon Damm, spätestens jetzt wird uns klar, für den Weg zurück wird es wohl eher nicht reichen. Mit Schirm und Fotoapparat machen wir uns auf zur Tourist Info am Dam. Für ein paar Touristen ohne Reiseführer haben die Sicher einen Reservekanister. Tourist Info generell geschlossen, man solle sich bei einem ca. zehn Kilometer entferntem Resort melden. Wir machen erst mal Fotos von dem wirklich beeindruckenden Bauwerk. Der Gordon-Stausee hält 25-mal so viel Wasser wie der Hafen von Sydney und ist damit, gemessen am Inhalt, der größte Stausee Australiens. Wir schaffen es, nachdem wir im Resort für zehn Dollar rationiert tanken dürfen (knapp sechs Liter), ohne schieben zu müssen zurück.
An der östlichen Grenze des Nationalparks liegen die Russel Falls, laut diverser Reiseführer die schönsten Wasserfälle Tasmaniens, wenn nicht ganz Australiens. Ich kann Alina überreden mit dem Regenschirm eine halbe Stunde durch den Regenwald zu laufen. Wie ich finde hat sich der feuchte Ausflug gelohnt, bestimmt 40 Meter hoch ein zweistufiger Wasserfall mit Baum drauf. Unwahrscheinlich beeindruckend.
Nach einem aufregenden Tag mit viel Grün und Wasser schlagen wir unser Nachtlager etwa 20km nord-östlich von Hobart auf. Für die besorgten Lieben daheim noch die Anmerkung: Wenn wir nicht für eine Woche Nahrung und Wasser im Kofferraum gehabt hätten, wären wir nicht das Risiko eingegangen ohne zu tanken zum Damm aufzubrechen.