So langsam wurde es für uns Zeit Hobart wieder zu verlassen, die Frage war nur in welche Richtung. Da wir bereits auf Sarah Island von Port Arthur gehört hatten und es im National Geographic Reiseführer als eine der vier Sachen genannt wurde, welche man in Tasmanien unbedingt gesehen haben sollte, ging es also Richtung Süd-Osten.
Nach guten anderthalb Stunden Fahrt kamen wir in Port Arthur an, gegen fünf Abends, also genau wenn in Australien alles schließt. Ich schlug aber vor trotzdem noch mal zum Touristenmagneten zu schauen, damit wir am nächsten Morgen nicht die Tour um 10 Minuten verpassen. Alina hat derweil im Internet in Erfahrung gebracht, dass es auch eine Nachtführung bzw. eine so genannte Ghost-Tour gibt. Sie wurde im Netz und sogar im Reiseführer wärmstens empfohlen und so buchten wir, an dem alten Gefängnisgelände angekommen kurzerhand die letzte Nachtführung um 21:30 Uhr.
Mit noch viel Zeit vor der Führung entschieden wir uns schon mal zum Campingplatz zu schauen, vll. Hätten wir ja Glück und erwischten noch den Caretaker (Platzwärter) um uns einen Stellplatz zuzuweisen. Da wir in Hobart unsere Akkus alle aufgeladen hatten, hatte Alina einen Campingplatz im Nationalpark rausgesucht, ohne Strom und nur über 12km Gravel-Road zu erreichen. Dort angekommen, war kein Caretaker mehr zu erreichen, es gab aber eine Box zur Selbstregistrierung. Genug Platz war auch noch, so war ein Plätzchen für die Nacht gesichert. Auch wenn wir niemanden mehr angetroffen haben, waren wir froh schon einmal vor Ort gewesen zu sein, denn ob wir die halbe Stunde nachts um eins ohne Empfang gefahren wären ohne zu wissen wo wir ankommen, waren wir uns nicht so sicher. Vor der Tour kehrten wir noch im kleinen Örtchen Port-Arthur ein und haben uns in Taylor’s Restaurant fantastische australische Küche zum Abendessen gegönnt.
Unsere Gruppe der Ghost-Tour besteht aus ca. 25 Leuten wovon aber über 10 zu einer Familie gehören. Zu Beginn werden Laternen verteilt und einem älteren Herren wird die Aufgabe zu teil als Letzter zu gehen um zu schauen, dass niemand zurück bleibt. Unsere Führerin fragt ebenfalls alle Teilnehmer wer an Geister und oder paranormale Aktivitäten glaubt. Dazu muss man wissen, dass ähnlich wie in den skandinavischen Staaten, der Glaube an Feen, Geister oder Trolle weiter verbreitet ist als in Deutschland.
Dann ging es los und wir machen halt in der alten Kirche von Port Arthur. Neben wissenswertem zur Geschichte erfahren wir auch einiges Hörensagen aus vergangene Tagen und welche außergewöhnlichen Ereignisse sich mit den Jahren schon abgespielt haben. Unsere Tour-Führerin ist ausgesprochen gut im Geschichten erzählen und so kann sie mit verschiedenen Erzählmitteln wie flüstern die relativ große Gruppe dazu bringen ihr angespannt zu lauschen. Dann müssen verschiedene Tour-Teilnehmer, bevorzugt die welche sich zuvor geoutet hatten an Geister zu glauben, verschiedenen Schikanen über sich ergehen lassen. Zum Beispiel wird eine Frau mit Kerzenlaterne allein in ein dunkles Haus geschickt und dann fällt ganz zufällig die Tür zu und sie steht mit erloschener Laterne allein im Dunkeln. Natürlich ist darüber niemand wirklich unglücklich und dadurch wird die Führung sehr kurzweilig. Dann machten wir noch eine zufällige Begegnung der tierischen Art, denn zufällig laufen wir mit der ganzen Truppe an einem Tasmanischen Teufel vorbei, für ein Foto war er allerdings zu schnell wieder verschwunden.
Nach der Tour und aufgrund der Tatsache, dass wir auf Sarah Island schon einiges vom Leben der Gefangenen der damaligen Zeit gehört hatten beschlossen wir Port Arthur nicht nochmal bei Tag zu besuchen, die Nachtführung können wir allerdings wärmstens empfehlen.
Nach der Tour ging es noch eine Stunde Fahrt im Dunklen zum Campingplatz, genauer dem Fortescue Bay Camping Ground, zu meistern. An fast allen Straßen stehen in Australien Schilder, das man nachts nur 65 km/h fahren soll wegen der Kängurus und sonstigem Getier. Außerdem ist man bei den einschlägigen Mietwagenvermietern nach Sonnenuntergang generell nicht versichert. Tatsächlich haben wir einige Wallabys am Straßenrand gesehen, waren jedoch enttäuscht wieder kein Wombat in freier Wildbahn gesehen zu haben. Am nächsten Morgen haben wir zum ersten Mal genau begutachten können wo genau wir da geschlafen haben. In der Abgeschiedenheit und fast am Strand haben wir dann uns unser Frühstück genossen.