Als wir Tallangatta verlassen stellen wir uns eigentlich auf noch mehr trockene Hochebenen ein und vielleicht mittelgebirgsmäßige Kurven den Berg hinunter, denn es soll ja wieder an die Küste gehen. Aber weit gefehlt, nach einem Boxenstopp an der Tankstelle, sowie kurz später an einer Frischwasserquelle, geht es weiter den Berg hoch. Handy und Internet zeigen jeweils „no service“ (kein Empfang) und es geht noch weiter die Berge hinauf.
Wenn man sich zu sehr auf die Routenvorgabe verlässt und erst im Nachhinein die Detailbeschreibung liest, weiß man bis man den Berg hinauf fährt, nicht einmal das man sich auf den Weg in die Australischen Alpen macht. Da möchte ich nochmal lobend die Routentipps von Australien Info empfehlen, wir haben die ursprünglich für 8 Tage angelegte Küsten-Alpen-Kombi Route ohne Probleme auf drei Wochen ausdehnen können, so viel gibt es zu entdecken. Diese Bergtour zählt zu meinem Höhepunkt auf der Strecke, was eventuell aber auch mit dem besser werdenden Wetter zusammen hängt.
Die Berge hinunter, durch viele alte kleine Dörfchen, ehemalige Goldgräberorte, vorbei an einer Vielzahl Weinbauern, welche zum Probieren und Verweilen einladen, erreichen wir am späten Nachmittag Lakes Entrance. Unser Platz für die Nacht, der Lake Tyers Caravan Park, liegt etwas außerhalb von Lakes Entrance, dafür aber direkt am berühmten Ninety Mile Beach (150 km bzw. 90 Meilen lang). Hier bleiben wir zwei Nächte und spannen ein wenig aus, gehen am Strand spazieren und laden unsere, als auch die Akkus der Laptops wieder auf bevor es nach Raymond Island geht.
Nach Raymond Island kommt man nur mit der Fähre, mit Auto für 10 Dollar. Wie wir später lesen, mit Fahrrad oder zu Fuß für umsonst. Raymond Island gilt als guter Platz für die Koala-Beobachtung. Zwar haben wir jetzt bereits mehrmals Koalas im Tierpark besucht jedoch hat uns auch der natürliche Lebensraum der putzigen Tierchen interessiert. Tatsächlich war die Vegetation viel spärlicher bzw. trockener als ich mir das vorgestellt hatte, aber natürlich geprägt von Eukalyptusbäumen, nur halt kein Dschungel. Wir haben das Programm für ganz Faule absolviert und konnten ohne das Auto zu verlassen über 10 Koalas beobachten, einer davon sogar mit Jungem. Für die etwas sportlicheren empfehle ich eine Fahrradtour, insgesamt sollten drei Stunden dafür reichen.
Weiter ging es nach Navigationsgerät, die Routenbeschreibung gab keine Straße vor so sind wir wieder Schleichwege gefahren die das Navi vorschlägt. Tatsächlich hatte uns unsere Mitbewohnerin in Sydney davor gewarnt weil wohljedes Jahr ein paar Backpacker irgendwo auf Dirtroads verloren gehen nur weil das Navi meint das wäre die kürzeste Strecke. Diesmal führte es uns durch riesige bewässerte Gemüsefelder und wir nutzten gleich die Chance um direkt vom Bauern ein gutes Kilo Tomaten für 3 Dollar zu erstehen (im Supermarkt kostet das Kilo das Dreifache).
Anschließend geht es laut Routenplanung nach Sale, einer 13.000 Seelen Stadt, benannt nach dem britischen General Robert Henry Sale. Im Reiseführer als Sitz der Erdölindustrie angepriesen, in der Realität aber bis auf ein Maritim Museum und einer Gallery ein sterbenslangweiliges Nest. Tatsächlich war Sale bis um 1990 Sitz für Esso in Australien nachdem um 1965 offshore Öl gefunden wurde. Die blühenden Zeiten sind jedoch vorbei, allein im 19 Kilometer entfernten Longford befinden sich noch Gas verarbeitende Fabriken. 50 Kilometer von Sale befindet sich noch der VLF Transmitter Woodside (auch Omega Tower genannt), das höchste Bauwerk Australiens. Für uns nach überfliegen des Wikipedia Artikels und bei Nieselregen auch eher nicht so spannend und so haben wir uns den Weg gespart.
Die supergünstige Übernachtung, 19 Dollar für einen Stellplatz mit Strom, hat ein wenig über das Wetter hinweg getröstet. Wir hatten uns bei Ankunft gleich für zwei Tage einquartiert und so haben wir den freien Tag zur intensiven Recherche im Internet genutzt sowie einen kleinen Ausflug zum lokalen Aldi gemacht. Beim Aldi gab es deutsche Lebkuchen zu kaufen, genau das Richtige zum zweiten Advent. Am nächsten Tag ging es auf dem Highway direkt nach Melbourne, wieso und was Alina so fleißig recherchiert hat verrät sie im nächsten Artikel.